Auch in Zukunft einen kühlen Kopf bewahren – aber kein Patentrezept für alle

Ausgangspunkt für diese KTBL-Tage 2019 waren die durch den Klimawandel verursachten Wetter- und Klimaphänomene und deren Auswirkungen auf die deutsche Landwirtschaft.

Ausgangspunkt für diese Tagung waren die durch den Klimawandel verursachten Wetter- und Klimaphänomene und deren Auswirkungen auf die deutsche Landwirtschaft. Der Schwerpunkt der Vorträge lag auf der Frage, welche Konsequenzen zu ziehen sind: Wie kann der einzelne Landwirt reagieren – beispielsweise indem er seine Fruchtfolgen umgestaltet? Ergeben sich auch Chancen, wie z. B. durch die Nutzung von bisher wenig angebauten Kulturen, wie Soja? Aber auch der Bedarf für eine zielgerichtete Forschung, individuelle Beratungsangebote sowie sinnvolle Rahmenbedingungen auf nationaler wie internationaler Ebene wurden thematisiert.

Dr. Rainer Gießübel, Leiter der Abteilung 7 im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, und Jochen Partsch, Oberbürgermeister der Stadt Darmstadt, verwiesen in ihrer Begrüßung auf die Bedeutung der Landwirtschaft in diesem Kontext. Für Partsch sind die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft noch nicht ausreichend im Fokus der Öffentlichkeit angekommen, für verantwortungsvolles und nachhaltiges Handeln brauche es vor allem Investitionen in Technik und Forschung. Technische, aber auch politische Anpassungen erforderten neues betriebswirtschaftliches Denken für Landwirtschaft und auch für den Forst, so Gießübel, und bei allen Maßnahmen solle man die praktischen Landwirte nicht vergessen.

Auf die Zunahme von schwer vorhersehbaren Wetterextremen wies nicht nur Dr. Cathleen Frühauf vom Deutschen Wetterdienst hin. Allerdings könnten Temperaturanstieg und höhere CO2-Konzentrationen in einzelnen Bereichen sogar Vorteile für die deutsche Landwirtschaft bringen. Insofern sei nicht absehbar, ob zukünftig die negativen oder die positiven Auswirkungen des Klimawandels in der Summe überwiegen werden.

Insgesamt steht den deutschen Landwirten ein umfangreiches Portfolio an Maßnahmen zur Verfügung, mit dem sie auf den Klimawandel reagieren können. Landwirte seien es zudem gewohnt, sich auf veränderte Produktions- und Marktbedingungen einzustellen. Aufgabe der Politik ist daher aus Sicht von Prof. Dr. Folkhard Isermeyer, Präsident des Thünen-Instituts, in diesem Zusammenhang weniger die Einführung finanzieller Instrumente zur Abmilderung der Folgen des Klimawandels – wie 2018 mit den Dürrehilfen geschehen –, sondern eher die Unterstützung einer zielgerichteten Forschung und Praxiserprobung. Dieses Vorgehen ermöglicht zusätzlich eine Zusammenstellung regional angepasster und betriebsindividueller Maßnahmenpakete.  

Sämtliche in den Einzelvorträgen behandelten Aspekte, wie Diversifizierung von Anbausystemen, Anpassungen in Bodenbearbeitung, Düngung und Pflanzenschutz, eine gezielte Pflanzen- oder Tierzucht, ein modifiziertes Grünlandmanagement oder ein klimaoptimierter Stallbau, dienen der Risikominimierung. Über diese produktionstechnischen Maßnahmen hinaus stellen Versicherungen einen wichtigen Pfeiler für die Absicherung von Betrieben gegenüber den betriebswirtschaftlichen Risiken des Klimawandels dar. Hier sind laut Prof. Robert Finger von der ETH Zürich in Zukunft aufgrund des technologischen Fortschritts, z. B. bei der Fernerkundung, neue und flexiblere Lösungen zu erwarten. Von einer staatlichen Subventionierung riet er ab: Diese wirke marktverzerrend und könne nötige Anpassungsreaktionen auf den Betrieben verhindern.

Auch Prof. Hermann Lotze-Campen vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung sah in seinem Abschlussvortrag die Politik in der Pflicht: Die Agrarpolitik müsse in Zukunft nicht allein auf die Belange des Agrarsektors ausgerichtet sein, sondern auch andere gesellschaftliche Ziele und Bereiche einbeziehen. Nur so könne auf Dauer eine nachhaltige Versorgung mit Nahrungsmitteln auch unter veränderten Klimabedingungen gelingen. Lotze-Campen verwies in diesem Zusammenhang auf die 2015 durch die Vereinten Nationen verabschiedeten 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung.

Die Kurzfassungen der Vorträge und Poster sowie die Präsentationen können in Kürze im PDF-Format auf der Homepage des KTBL unter www.ktbl.de im Bereich „Themen A-Z – KTBL-Tage“ kostenfrei heruntergeladen werden. Im Rahmen der Tagung wurde ein Posterwettbewerb durchgeführt. Die drei Gewinnerinnen der Publikumspreise lassen sich im Tagungsband nachlesen. Die mitgefilmten Vorträge finden Sie im Nachgang im KTBL YouTube-Kanal.

KTBL-Presse-Information vom 28. Februar 2019 als TXT- oder DOCX-Datei

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