Die Datensammlungen - ein Rückblick

Die Geburtsstunde der "Datensammlung Betriebsplanung" liegt im Jahr 1963. Damals gab das Kuratorium für Technik in der Landwirtschaft e. V. (KTL) die „Kalkulations-Unterlagen für Betriebswirtschaft. Band I“ heraus (Abb. 1). Die Loseblattsammlung widmete sich der Kalkulation der Arbeitszeit für Arbeits- und Zugkräfte im landwirtschaftlichen Betrieb. Ein Jahr später folgte Band II zur Kalkulation von Arbeitshilfsmitteln und Gebäuden. Die Kalkulationsunterlagen sollten vor allem im Unterricht der landwirtschaftlichen Fachschulen genutzt werden. Darüber hinaus sollten sie die Wirtschaftsberater bei ihrer Arbeit unterstützen.

Binnen weniger Jahre erschienen weitere Bände, mehrere Fortschreibungen und auch Unterlagen für den Gartenbau und die Hauswirtschaft. Allein von den Kalkulations-Unterlagen für die Landwirtschaft wurden bis 1970 11 Sammelordner veröffentlicht. Seit 1993 hat das KTBL die alleinige Redaktion inne.

Die Geschichte der Datensammlung als Zeitschiene

1953 Mit einer Datensammlung zur Kostenermittlung der Handarbeit in der Landwirtschaft setzt ein zahlreiche Institute beschäftigendes Jahrzehnt der Datensammlung ein, das in der Aufstellung der KTL-Kalkulationsunterlagen eine allgemein anerkannte Krönung erfährt.

1956 Der "Beratungsknecht" mit Angaben über Zeitspannen und Arbeitsvoranschlägen erscheint.

1957 Zur Ermittlung eines einheitlichen "Maschinenindex"“ wird ein rund tausend Betriebe umfassender Großversuch gestartet. Er liefert umfassende Daten für Stückkosten- und Grenzwertrechnungen und wird so zur Basis aller nachfolgenden Betriebskalkulationen. Er ebnet der "Optimumskalkulation" den Weg, einer Programmplanungsmethode, die noch ohne elektronische Datenverarbeitung auskommt.

1961: Die Zeit der "Beispielswirtschaften" neigt sich dem Ende zu. Man entscheidet sich für die Ermittlung von Daten für den Einzelbetrieb.

1962: Prof. Schaefer-Kehnert setzt die 1957 begonnenen Arbeiten zur systematischen Erstellung eines Reparaturkosten-Katalogs für Landmaschinen fort; dieser bildet den Grundstock für die Maschinenkostendaten.

1963: Die erste Band der KTL-Kalkulations-Unterlagen erscheinen. Er widmet sich dem Arbeitsvoranschlag und liefert die von Beratern, Landwirten und der Industrie dringend gewünschten Daten für die Betriebskalkulation in der Landwirtschaft. Weitere Bände folgen in den nächsten Jahren.

1964: Als Auszug aus den beiden KTL-Kalkulationsunterlagen erscheint das kleine rote "KTL-Taschenbuch für Arbeitswirtschaft". Es operiert auf der Basis von Mechanisierungsstufen und bietet so die Grundlage für vereinfachte Arbeitsvoranschläge.

1966: Zur Fortschreibung der Daten für die Maschinenkosten wird ein Programm für den "Elektronenrechner" aufgestellt, mit dessen Hilfe Extrapolationen in die Zukunft vorgenommen werden können.

1967: Die erste "vorläufige" Datensammlung erscheint – zunächst von einem anderen Herausgeber.

1969: Am 1. Januar schließen sich KTL und ALB zum KTBL zusammen. Als Schwerpunkte der zukünftigen Arbeit werden die Beschaffung von Daten für die Planung, Betriebskalkulation und den Einsatz von Maschinen, Gebäuden und technischen Einrichtungen angesehen. Ziel sind wettbewerbsfähige Betriebsformen und eine nachhaltige Agrarstrukturverbesserung. Im selben Jahr erscheint die erste "Datensammlung für die Betriebsplanung in der Landwirtschaft" vom KTBL, zusammengestellt von der Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und ländliche Räume in Kemnat. Es wirken die Arbeitsgemeinschaft der Beraterseminare, das Amt für angewandte landwirtschaftliche Betriebswirtschaft in München und der Land- und Hauswirtschaftliche Auswertungs- und Informationsdienst (AID) mit.

1970: Mit der Gründung der "Arbeitsgemeinschaft Kalkulationsunterlagen" entspricht das KTBL der Vorgabe, die "Datenbank im Dienste der Landwirtschaft" zu sein. Aufgabe und Ziel ist es, Datenmaterial aus dem Bereich Landwirtschaft zu erfassen, zu speichern und zur Verfügung zu stellen.

1972: Die Beschaffung von Kalkulationsunterlagen für die Planung und Betriebskontrolle macht Fortschritte. Sie schließt Angaben über Zeit-, Kosten- und Naturaldaten der Landwirtschaft, des Obst- und Weinbaus sowie des Haushalts mit ein. Die Umsetzung in ein EDV-Programm gelingt für den Komplex Berechnung des Arbeitszeitbedarfs in der Feldwirtschaft. Aktualisiert wird die Datensammlung für die Planung des Nebenbetriebs "Ferien auf dem Bauernhof".

1975: Die elektronische Datenverarbeitung macht Fortschritte. Über den Stand der Datenermittlung hinaus, geht es nun vorrangig um Fragen der Aufbereitung, Speicherung und Verarbeitung von Daten. Die "Datensammlung für die Kalkulation der Kosten und des Arbeitszeitbedarfs im Haushalt" verschafft Transparenz in einem Bereich der Landwirtschaft, der lange als "Reich der Bäuerin" außerhalb exakter Erfassung geblieben war.

1976: Die Finanzierung der im Aufbau befindlichen Datenbank zur Ermittlung und Fortschreibung der KTBL-Kalkulationsunterlagen kann ab 1977 auf eine breitere Grundlage gestellt werden, an der neben dem Bundeslandwirtschaftsministerium auch die Länder beteiligt sind.

1977: Die Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und ländliche Räume in Kemnat wird erstmalig vom KTBL bei der Redaktion unterstützt. Im Zuge dessen werden erstmalig Baukosten mit in die Datensammlung aufgenommen.
Die KTBL-Datensammlung "Feldgemüsebau" erscheint in der 3. Auflage.

1979: Die KTBL-Datensammlung "Weinbau und Kellerwirtschaft" erscheint erstmalig

1982: Erstmals bedient sich das KTBL zur Verbreitung seiner Arbeitsergebnisse des neuen Mediums Bildschirmtext (Btx). Die Kalkulation der Daten erfolgt auf einem Großrechner in München, die Rechenanweisungen werden auf Lochkarten abgebildet. 1985 Die Datenbank des KTBL steht mit 11.000 Kalkulationsdaten für 1.100 verschiedene land- und forstwirtschaftliche Maschinen, Anlagen und Geräte Btx-Nutzern zur Verfügung. Auch sind erstmals ausgewählte Programme und Daten auf Rechenanlagen der FAL (Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft) sowie der Universitäten Hohenheim, Bonn und Gießen zur eigenverantwortlichen Nutzung installiert.

1986: Elektronische Medien gewinnen in der KTBL-Arbeit weiter an Bedeutung. Erstmalig wird ein eigenes Programm, das Maschinenkosten-Kalkulationsprogramm, für Personalcomputer entwickelt und interessierten Anbietern zur Verfügung gestellt.

1987: Mit dem Personalcomputerprogramm VERKOST zur Kalkulation von Verfahrensleistungen und -kosten legt das KTBL ein zweites menügesteuertes Programm vor, welches Zugriff auf die Datenbank hat. Im Medium Btx hat sich das KTBL-Angebot fest etabliert.
Die erste Ausgabe der KTBL-Datensammlung "Obstbau" erscheint.

1988: Die Sammlung von arbeits- und betriebswirtschaftlichen Daten für die Landschaftspflege beginnt. Ziel ist die Schaffung von Grundlagen für die Kostenkalkulation landschaftspflegerischer Arbeiten. 1991 Die Daten werden an die agrarstrukturellen Verhältnisse in den neuen Bundesländern angepasst. Die Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und ländliche Räume in Kemnat ist letztmalig an der Redaktion beteiligt. Erstmalig wird eine Spezial-Datensammlung zum ökologischen Landbau veröffentlicht.

1993 und 1995: Das KTBL übernimmt von der Landesanstalt für Anpassung der Landwirtschaft in Donaueschingen dauerhaft die Redaktion. Die Datensammlung wird an die Entwicklungen der EG-Agrarreform angepasst, unter anderem wird die Flächenstilllegung mit berücksichtigt. Von Beginn an wurden insgesamt 170.000 Exemplare der Datensammlung "Betriebsplanung Landwirtschaft" verkauft (KTBL 1995).
Die erste Ausgabe der KTBL-Datensammlung "Feldgemüsebau" erscheint.

1996: Das KTBL verbreitet Informationen und Arbeitsergebnisse auch online über das neue Medium Internet und wird dabei von der ZADI (Zentralstelle für Agrardokumentation und -information) unterstützt. Die Zugriffsstatistik zeigt, dass das Internetangebot auf großes Interesse stößt und in der Öffentlichkeitsarbeit des KTBL an Bedeutung gewinnt.

1997: Die Produktionsverfahren in der Außenwirtschaft werden klarer und leichter nachvollziehbar; die Innenwirtschaft wird um größere Betriebseinheiten ergänzt.

1999: Da Betriebe zunehmend optimieren oder der Regelbesteuerung unterliegen, wird die Mehrwertsteuer nicht mehr berücksichtigt. Die Produktionsverfahren der Außenwirtschaft werden erstmalig um ökologische Produktionsverfahren erweitert; ein Anhang mit Arbeitsverfahren der Außenwirtschaft ermöglicht es, Produktionsverfahren komplett neu zu definieren. Der Futterbedarf wird von Kilostärkeeinheit (kSTE) auf umsetzbare Energie umgestellt.

2001: Die Datensammlung erscheint zum ersten Mal mit einer Datenbank auf CD-ROM. Die CD-ROM ermöglicht es dem Nutzer, die Verfahrensbeispiele der Außenwirtschaft einfach und schnell zu recherchieren, einzelne Arbeitsgänge können ersetzt, eingefügt oder gelöscht werden, sodass die einzelbetriebliche Situation weitgehend nachgebildet werden kann. Zudem sind auf der CD-ROM auch leichte und schwere Böden abgebildet; ein Export nach Excel ist möglich. Daten für automatische Melkverfahren werden mit aufgenommen. Der Kalkulation des Dieselverbrauchs liegen erstmals teilzeitspezifische Werte für den Leistungsbedarf zugrunde, womit sich vergleichsweise exakte Treibstoffkosten ergeben.

2002: Die 17. Auflage enthält systematische Fehler, weshalb nach einer Rückrufaktion die 18. Auflage nur 8 Monate später erscheint. Kunden erhalten kostenfrei ein Exemplar der Neuauflage. Auf der CD-ROM zur Datensammlung sind 30.000 Arbeitsgänge zur Zusammenstellung eigener oder geänderter Produktionsverfahren zu finden. Die teilzeitspezifische Berechnung des Leistungsbedarfs und damit auch des Treibstoffbedarfs werden verbessert.

2004: Die Datensammlung wird inhaltlich neu konzipiert und optisch neu gestaltet. Wesentlich ist die Integration des Inhaltes vom bisherigen "Taschenbuch Landwirtschaft" in die Datensammlung. Je nach Fragestellung, die Datensammlung bietet Informationen, egal ob für überschlägige Betrachtungen auf ein fertiges Ergebnis zurückgegriffen werden soll oder ob für komplexere Planungen jeweils notwendige Grunddaten benötigt werden. Das neue Konzept wird von Kundenbefragungen und einer KTBL-Arbeitsgruppe begleitet. Neu sind: die Zusammenstellung von Leistungs- und Kostendaten sowie Inhalte zu Pferden und regenerativen Energien wie Biogaserzeugung, Photovoltaik und Pflanzenölgewinnung. Zudem wird das PC-Programm erweitert, es umfasst nun den gesamten Bereich von der einzelnen Maschine bis hin zum Produktionsverfahren. In der Tierhaltung sind erstmals komplette Produktionsverfahren bis hin zu Stallgrundrissen und Emissionswerten abgebildet. Letztmalig gibt es in der Printausgabe Daten zur Schafhaltung.

2006: Mit der CD-ROM stehen mehr als hunderttausend Arbeitsgänge sowie Daten für zusätzliche Schlaggrößen, mehrere Ertragsniveaus und unterschiedliche Böden zur Verfügung. Diese ermöglichen individuelle Anpassungen von der einzelnen Maschine bis hin zum Produktionsverfahren. Planungsbeispiele mit Leistungs-Kostenrechnung liefern eine klare und einfache Methodik.

2008: Die Datensammlung erhält ein Kapitel zur Methodik der Planungsrechnung mit Beispielen, die zeigen, wie die Informationen der Datensammlung zur Beantwortung konkreter betriebswirtschaftlicher und produktionstechnischer Fragen genutzt werden kann. Die gedruckte Ausgabe wird erstmals durch ein umfangreiches Datenangebot im Internet zur Pflanzenproduktion und zur Tierhaltung ergänzt.

2009: Die erste Auflage der KTBL-Datensammlung "Gartenbau" erscheint.

2010: Die erste Auflage der KTBL-Datensammlung "Containerbaumschule" erscheint.

2011: Die "Leistungs-Kostenrechnung in der landwirtschaftlichen Betriebsplanung" wird veröffentlicht. Sie bildet fortan die methodische Grundlage der Planungsbeispiele und ökonomischen Kenngrößen.

2014: Das KTBL bietet seine Online-Anwendungen im Internet kostenfrei an. Letztmalig erscheinen in der Datensammlung Daten zu regenerativen Energien.
Die erste Auflage der Datensammlung "Topfpflanzenbau" erscheint.

2016: In die Datensammlung werden Angaben zum kumulierten Energieaufwand in der Pflanzenproduktion und Emissionswerte für Ammoniak, Geruch und Staub in der Tierhaltung sowie deren Minderungsmöglichkeiten aufgenommen.

2018: Die erste Auflage der Datensammlung "Weihnachtsbaumanbau" erscheint.

2021: In der KTBL-Datenbank stehen für die Tierhaltung 9 Tierarten, 24 Produktionsrichtungen und 1.541 Verfahren online bereit. 150 Kulturen und 1.750 Verfahren mit 790.000 Spezifikationen sind für den Pflanzenbau online. Für die Arbeit in der Außenwirtschaft sind 5.500 Arbeitsgänge mit über 10 Millionen Spezifikationen vorhanden. Der Datenbestand umfasst 2.619 Maschinen für Landwirtschaft sowie Wein- und Gartenbau.

2024: Die Datensammlung "Betriebsplanung Landwirtschaft" erhält erstmalig ein Kapitel in dem alle Preise für Produkte, Betriebsmittel, Betriebsstoffe und Tiere zusammengefasst sind. Ein großer Teil der Daten wird mittlerweile automatisch von der Datenbank in die Druckdateien geladen.

Bisherige Auflagen

Von der KTBL-Datensammlung "Betriebsplanung Landwirtschaft" sind bisher 28 Auflagen im 2-Jahres-Rhythmus zwischen 1967 und 2022 erschienen. Die 29. Auflage ist in Arbeit. Mit den Jahrzehnten wurden die Bücher immer umfangreicher: von ca. 70 Seiten in den ersten Auflagen bis 800 Seiten im Jahr 2022.

Ebenso sind wir bemüht, die jeweils aktuellen Daten und Informationen zum Weinbau und der Kellerwirtschaft in KTBL-Datensammlungen zusammenzutragen. Die erste Datensammlungen dazu, die damals noch "Kalkulation der Arbeitszeit im Weinbau" hieß, wurde noch vor 1978 publiziert. Danach gab es die Bücher in einem 3-Jahres-Rhythmus in der mittlerweile 18. Auflage. Auch hier hat sich mit den Jahren der Umfang und der damit einhergehende Inhalt stets erweitert.

Des Weiteren wurden viele Datensammlungen zum Gartenbau veröffentlicht. Auch hier haben manche, z.B. Freilandgemüse, schon mehrere Auflagen durchlaufen.

Im KTBL werden auch speziellere Themen der Landwirtschaft beleuchtet. So wurden seit 1972 folgende Spezialthemen bearbeitet - manche davon (z.B. Standarddeckungsbeiträge, Direktvermarktung, Urlaub auf dem Lande) in mehreren Auflagen. Das Themenspektrum umfasst:

  • Alternative Landwirtschaft
  • Bewirtschaftung großer Schläge
  • Direktvermarktung
  • Energiepflanzen
  • Feldbewässerung
  • Futterbau
  • Haushaltswirtschaft
  • Heil- und Gewürzpflanzen
  • Junghennenhaltung
  • Kartoffelproduktion
  • Konservierung und Lagerung von Druschfrüchten
  • Landschaftspflege
  • Milchziegenhaltung
  • Pferdehaltung
  • Raumreinigung und Raumpflege
  • Schafhaltung
  • Spezielle Betriebszweige in der Tierhaltung
  • Standarddeckungsbeiträge
  • Tabakanbau
  • Urlaub auf dem Bauernhof
  • Verpflegung und Service
  • Wäschereinigung und Wäschepflege
  • Weihnachtsbaumanbau

Ausblick

Für Politik, Wissenschaft, Beratung und landwirtschaftliche Unternehmer ist die Folgenabschätzung neuer Techniken, rechtlicher Vorgaben oder wirtschaftlicher Entwicklungen für landwirtschaftliche Betriebe von Bedeutung. Dafür ist die Gesamtbetriebskalkulation erforderlich.

Eine eigens eingerichtete KTBL-Arbeitsgruppe hat für diesen Zweck regionaltypische landwirtschaftliche Betriebe definiert, die für Planungsrechnungen und Bewertungen fachdisziplinübergreifend herangezogen werden können. Für diese Betriebe wurden auf der Basis vorliegender KTBL-Planungsdaten arbeits- und betriebswirtschaftliche Kennzahlen kalkuliert. Rechenmodelle und die sich aus dem gesamtbetrieblichen Ansatz ergebenden Anforderungen an die KTBL-Datengrundlage wurden dokumentiert.



Neuerscheinungen